Die Narziss-Jugend

Eine poetologische Figuration in der deutschen Dekadenz-Literatur um 1900 am Beispiel von Leopold von Andrian, Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann



Die Rede vom Narzissmus der Autoren bzw. der von ihnen gestalteten Hauptfiguren der europäischen Dekadenz-Literatur ist ein Gemeinplatz in der Forschung. Mit der genauen Lektüre einiger Schlüsseltexte der deutschsprachigen Dekadenz-Dichtung bietet die Arbeit eine neue Lesart an. Durch die Neuerzählung der Narziss-Geschichte und besonders durch die Gestaltung einer krisenhaften Jugend artikuliert sich bei Leopold von Andrian, Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann eher eine textinterne (selbst-)kritische Reflexion über die alternative Phantasmagorie der ästhetizistischen Dekadenz.

Entgegen einer psychoanalytischen Deutung bezieht die poetologische Untersuchung die problematische Adoleszenz, eines der Hauptthemen der Jahrhundertwende, auf die problematisierende Selbstbespiegelung der literarischen Texte. Im Bild der Narziss-Jugend wird ein jeweils mit Melancholie und/oder Ironie gekennzeichnetes Signum der deutschsprachigen Beiträge zum europäischen ‚Fin de siècle‘ sichtbar.




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