► Indogermanische Grammatik

25.11.2021, Age: 854 day(s)

Begründet von Jerzy Kuryłowicz. Fortgeführt von Manfred Mayrhofer und Alfred Bammesberger. Herausgegeben von THOMAS LINDNER.

► Zum aktuellen Editionsplan (Dezember 2019)

 

THOMAS LINDNER

Die Indogermanische Grammatik gestern und heute

Zur Fortsetzung des Projekts

Die „Indogermanische Bibliothek“ als traditionsreiche und renommierte Reihe des Heidelberger Universitätsverlags Winter hat seit ihrer Begründung noch in der Zeit der Junggrammatiker zahlreiche Referenz- und Nachschlagewerke zur historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft und Indogermanistik hervorgebracht. Dazu ist auch und vor allem die Indogermanische Grammatik zu zählen. Dieses von Jerzy Kuryłowicz vor über 40 Jahren in Angriff genommene Großprojekt hat eine wechselvolle und schwierige Geschichte hinter sich.

„Die INDOGERMANISCHE GRAMMATIK ist als vierbändiges, von mehreren Mitarbeitern verfaßtes Werk geplant. Der vorliegende Band II, der zuerst erscheint, behandelt grundsätzlich die gleichzeitig an die Lautlehre (Band I) und an die Formenlehre (Band III) angrenzenden morphologischen Probleme der indogermanischen Betonung und des indogermanischen Ablauts. Auf seine früheren Forschungen gestützt wirft der Verfasser neue Fragen auf und bringt auch für manche altvertrauten neue Lösungen. Mit der ‘Indogermanischen Grammatik’ sollen die methodisch veralteten Lehrbücher der vergleichenden Grammatik durch eine dem Stand der modernen Sprachwissenschaft angemessene Darstellung des Gegenstandes ersetzt werden“ (Umschlagseite U4 der broschierten Ausgabe von Kuryłowicz 1968).

So beschreibt der Initiator und Begründer den ursprünglichen Plan der Grammatik gegen Ende der 1960er Jahre. Unter seiner Ägide entstanden in kurzer Folge zwei Bände, das genannte Werk zu Akzent und Ablaut (1968) sowie Watkins’ Geschichte der indogermanischen Verbalflexion (1969). Nach Kuryłowicz’ Tod im Jahr 1978 übernahm Manfred Mayrhofer die Herausgeberschaft und legte anläßlich der VII. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in Berlin 1983 eine detailliertere Struktur der Unternehmung vor. In seinem schriftlichen Beitrag schildert er die Geschichte und Schwierigkeiten wie auch seinen Entwurf einer Fortführung des Gesamtwerks. Gerade in den 1970er Jahren befand sich die Indogermanistik in einem gewaltigen Umbruch, der auch mitverantwortlich für das ins Stocken geratene Unterfangen war. Mayrhofer selbst verfaßte sodann die Lautlehre, die 1986 zusammen mit einer konzisen Einleitung aus der Feder von Warren Cowgill erschien.

Seit den frühen 1990er Jahren zeichnet Alfred Bammesberger für die „Indogermanische Bibliothek“ editorisch verantwortlich, und es war auf seine Initiative hin, daß die Syntax als Teilprojekt der Indogermanischen Grammatik durch ein Team, bestehend aus  Indogermanisten und Linguisten mehrerer Universitäten, in Angriff genommen wurde. Im Jahr 2010 übernahm schließlich Thomas Lindner (Universität Salzburg) die Herausgeberschaft der Gesamtgrammatik.

Im Gegensatz zum ursprünglich geplanten Aufbau (in der Morphologie nach Wortarten) kommt jetzt eine traditionelle Anordnung nach den üblichen grammatischen Teilgebieten zum Tragen (d.h. in der Abfolge Lautlehre – Formenlehre: Nomen/Verbum – Wortbildung – Syntax). Daraus ergibt sich nun folgende Gliederung: Bd. I: Einleitung und Lautlehre, Bd. II: Morphonologie (Akzent und Ablaut), Bd. III: Formenlehre (Flexionsmorphologie), Bd. IV: Wortbildungslehre (De¬rivationsmorphologie), Bd. V: Syntax und Bd. VI: Indizes.

Von den bereits publizierten Bänden müssen freilich aufgrund der rasanten Weiterentwicklung der Indogermanistik seit 1970 die genannten Darstellungen von Kuryłowicz und Watkins neu abgefaßt werden. Die Bände III, IV und V sind in weitere Teilbände untergliedert, manche davon wurden bereits zur Abfassung übernommen; im Bereich der Syntax gibt es etliche Bearbeiterinnen und Bearbeiter von Einzelthemen, die in Faszikelform erscheinen sollen.

Wie für die Syntax bietet sich auch insgesamt eine Erscheinungsweise in Faszikeln an. Ein Referenzwerk dieser Größenordnung hat mehr Aussicht auf kontinuierliche Publikation, wenn sukzessive Teillieferungen herauskommen. Dies hat zudem den Vorteil, Nachträge und Berichtigungen auf einfache Weise integrieren und zumindest im Erscheinungszeitraum einigermaßen auf aktuellem bibliographischen Stand bleiben zu können. Rückmeldungen jedweder Art an den Herausgeber sind willkommen.

(Thomas.Lindner@sbg.ac.at)