Gewollt – Nicht-Gewollt: Wettkampf bei Kafka

Mit Blick auf Robert Walser und Samuel Beckett



Als faustische Streber sind Franz Kafkas vermeintliche Helden in Verruf geraten. Hinter der offen zur Schau getragenen Wettkampf-Obsession seiner literarischen Figuren verbirgt sich jedoch etwas, das in der Forschung bislang fast unbeachtet geblieben ist: ein zermarternder Widerwille gegen den Wettkampf, der sich bis in die letzte Wortfaser der kafkaschen Texturen durchsetzt. In Kafkas Texten bleibt von der kulturfördernden Seite des Agon, die seit der griechischen Antike das abendländische Selbstverständnis prägt, nichts mehr übrig. Zu einem anthropologischen Zwang stilisiert, verstrickt der Agon die kafkaschen Subjekte in ein qualvolles Dilemma. Auch Robert Walser und Samuel Beckett stigmatisieren den Agon als Kulturdefekt. Die vorliegende Studie führt deshalb in ungewöhnlicher Konstellation drei repräsentative Autoren des 20. Jahrhunderts zusammen, die auf unterschiedlichste Weise das Ideal des agonalen Individuums unterminieren.

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Beatrice Sandberg in: Germanistik, Bd. 52 (2011), Heft 3-4, 863f [5427]