Pandora

Zur mythischen Genealogie der Frau/Pandore et la généalogie mythique de la femme



Pandora ist eine besondere weibliche Gestalt der antiken Überlieferung: Sie ist die erste Frau des Menschengeschlechts. Die Ausbreitung der von Pandora mitgebrachten ‚Übel‘ über die Erde beendet im griechischen Mythos den paradiesischen Urzustand und erzählt somit von der Entstehung der Kultur. Konträr zu der ihr damit zugeschriebenen Macht, tritt Pandora in der mythischen Tradierung vorrangig als Instrument männlicher Kämpfe um Hegemonie auf.
Doch Hesiods knappe Erzählung in ‚Werke und Tage’ hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Vor allem Pandora selbst ist der blinde Fleck im gleichnamigen Mythos; es bleibt offen, ob sie selbst das Übel ist oder nur Vollstreckerin des göttlichen Willens. Umstritten ist auch, was die im Inneren des ‚pithos’ verbliebene Hoffnung bedeutet. So wird der Name Pandora wahlweise passiv gedeutet, als die ‚Allbeschenkte‘, die Gaben von allen Göttern erhalten hat, während die aktive Auslegung des Namens diesen als ‚alles gebend‘ übersetzt.
Der Band bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Mythos Pandora: jenem Narrativ, das den abendländischen Geschlechterdiskurs fundiert hat. Anknüpfungspunkte für traditionelle Vorstellungen von Weiblichkeit finden sich darin ebenso wie für deren Dekonstruktion. An die Hypothese, dass der Mythos nicht zwangsläufig misogyne Lesarten inspiriert, knüpft sich die Frage nach seiner Aktualität.

 
 
 

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Eberhard Zimmermann in: Das Historisch-Politische Buch, 61 (2013), Heft 5, 549f [607]

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Rolf Löchel in: literaturkritik.de, 8/2012, URL: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=16955&ausgabe=201208

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