Schrift als Stigma

Hebräische und hebraisierende Inschriften auf Gemälden der Spätgotik



Auf zahlreichen spätgotischen Altargemälden erscheinen hebräische Schriftzeichen, sowie Zeichen, die der hebräischen Schrift nahekommen. Sie finden sich innerhalb der dargestellten Szenen auf Gegenständen wie Gefäßen, Schilden und Fahnen, auf Schrifttafeln, sowie auch auf Gewändern, dort zumeist als Borten an Säumen und Ausschnitten.

Diese Inschriften bezeugen einerseits das steigende Interesse an Lesen und Schreiben – und zwar nicht nur der lateinischen Schrift – in der Zeit der Spätgotik, auf der anderen Seite sind sie Ausdruck des Verhältnisses, das die Auftraggeber, Maler und Betrachter der Altartafeln zum Hebräischen und zu den Juden ihrer Zeit hatten.
Die Untersuchung von mehr als 500 Zeugnissen zeigt, dass die Inschriften zu ihrem größeren Teil nicht sinnvoll lesbar sind und ihr Erscheinen im Bild nicht aus ihrer inhaltlichen Bedeutung erklärt werden kann. Ihre primäre Funktion erwächst nicht aus der tatsächlichen Bedeutung der Schriftzeichen, vielmehr kennzeichnen sie eine Szene als im jüdischen Umfeld stattfindend, oder eine einzelne Figur als jüdisch. In diesem Fall ist das Kennzeichen zumeist negativ konnotiert und wird zum Stigma.

Ein umfangreicher Tafelteil dokumentiert die behandelten Gemälde und Inschriften.

 
 
 

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Michael Brocke in: BlickPunkt.e, Nr. 2 / April 2020, 21-24

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Reinhard Düchting in: Das Mittelalter, 21 (2016), Heft 1, 188f

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Peter Dittmar in: Kunst und Auktionen, Nr. 16 (2015), 51

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Ulrich U. Schutz in: Chilufim, 16/2014, 17ff

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in: Kalonymos, 18 (2015), Heft 1, 7f

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