Severo Sarduys Zeichenkosmos

Theorie und Praxis einer Romanpoetik des ‚neobarroco cubano‘



In den letzten vier Dekaden hat der Begriff ‚neobarroco‘ als Charakterisierung der hispanoamerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts zunehmend an Konsistenz verloren. In der vorliegenden Studie wird erstmals zwischen dem ‚neobarroco cubano‘ als spezifischer Romanpoetik, die sich aus dem Werk von Severo Sarduy ableiten lässt, und dem ‚neobarroco‘ als bezeichnendem Phänomen der Literaturen Hispanoamerikas unterschieden. Die poetischen Mechanismen des ‚neobarroco cubano‘ lassen sich, wie in der Untersuchung der literaturtheoretischen Texte Sarduys deutlich wird, sowohl auf kulturtheoretische Denkfiguren von Lezama Lima als auch auf semiotische und psycho-analytische Theoreme zurückführen, die Sarduy als Freund einiger Mitglieder der Gruppe Tel Quel rezipiert und weitergedacht hat. Anhand der Analyse ausgewählter Romane von Severo Sarduy, Reinaldo Arenas, Guillermo Cabrera Infante, Virgilio Piñera und José Lezama Lima werden die Genese und Rezeption der Poetik des ‚neobarroco cubano‘ dargelegt und anschließend mit Lezama Limas ‚barroco americano‘, dem bedeutendsten Konzept des ‚neobarroco‘, kontextualisiert.

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Anne Kern in: Romanische Forschungen, 127 (2015), Heft 4, 578ff

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Jasmin Wrobel in: Philologie im Netz, 70/2014, 142ff, URL: http://web.fu-berlin.de/phin/phin70/p70t9.htm