Schreiben über Russland

Die Konstruktion von Raum, Geschichte und kultureller Identität in deutschen Erzähltexten seit 1989



In der deutschen Roman- und Reiseliteratur seit 1989 finden sich zahlreiche Bezugnahmen auf Russland und seine Bewohner. Die vorliegende Studie rückt Formen des gegenwärtigen Schreibens über Russland ins Zentrum des Interesses. Die Beschäftigung mit dem ‚Bild vom anderen Land’ stellt dabei lediglich die Voraussetzung dar für die weiterführende Frage nach dem spezifischen Beitrag literarischer Texte zu einem russlandbezogenen Gesamtdiskurs. Denn Literatur, so die Kernthese des Verfassers, transportiert nicht einfach Bilder des Fremden und Anderen. Vielmehr werden innerhalb eines Werkes die Konstruiertheit und Funktionalität, die Bedingungen, Motive und Mechanismen literarischer Russlandwahrnehmung und konstituierung immer wieder selbst Gegenstand der Darstellung. Das metakonstruktive Potential literarischer Texte ist beträchtlich. Es vermag sich implizit oder explizit, entsprechend oder entgegen einer möglichen Autor- oder Textintention zu entfalten. Gerade die Fokussierung auf metakonstruktive Textverfahren unterschiedlicher Ausprägung führt schließlich zur Erkenntnis: Noch die scheinbar bornierteste Festschreibung von Fremd- und Eigenbildern im Medium der Literatur vermag entscheidend zur Auflösung derselben beizutragen.

""
Dirk Kretzschmar in: Germanistik, Bd. 55 (2014), Heft 1-2, 395f [2628]

""
Sara Jones in: The Year´s Work in Modern Language Studies, 2012, vol. 74 (2014), 370