Über uns

Der Universitätsverlag Winter ist Heidelbergs ältester Verlag. Er geht auf die 1801 in Frankfurt gegründete Verlagsbuchhandlung von Jacob Benjamin Mohr (1778–1854) zurück. Mohr bekam 1805 vom akademischen Senat im Zusammenhang mit der Reorganisation der Universität die Erlaubnis, zusammen mit seinem Teilhaber Johann Georg Zimmer (1777–1853) in Heidelberg eine Buchhandlung zu eröffnen. Die akademische Buchhandlung »Mohr und Zimmer« (1805–1815) ist als der Verlag der »Heidelberger Romantik« berühmt geworden, in dem unter anderem die berühmte Volksliedsammlung »Des Knaben Wunderhorn« von Achim von Arnim und Clemens Brentano in drei fortlaufenden Bänden von 1806 bis 1808 erschien. Originalausgaben aus dieser Zeit sind ferner Joseph Görres’ »Teutsche Volksbücher« und die von Görres gemeinsam mit Clemens Brentano verfaßte Philistersatire »Wunderbare Geschichte von BOGS dem Uhrmacher«. Auch Jean Paul, August Wilhelm Schlegel, Ludwig Uhland und Jakob Friedrich Fries gehörten zu den Autoren der ersten Jahre, zu Beginn war der Verlag also durch die Herausgabe belletristischer Werke geprägt. Als 1815 J. G. Zimmer aus dem Verlagsgeschäft ausschied, trat sein Jugendfreund Christian Friedrich Winter (1773–1858) an dessen Stelle in die Verlagsgeschäfte als Teilhaber in die Buchhandlung ein, die nunmehr als »Akademische Buchhandlung Mohr & Winter« firmierte. Mohr und Winter wiederum trennten sich im Jahr 1822. Seitdem lagen die Geschicke des Verlages nahezu zwei Jahrhunderte lang in den Händen der Heidelberger Verlegerfamilie Winter.

Der Wandel von einem belletristischen zu einem wissenschaftlichen Fachverlag vollzog sich mit dem Wechsel von J. G. Zimmer zu C. F. Winter. Anfänglich wurden neben philosophischen, historischen und philologischen Werken auch naturwissenschaftliche, medizinische und juristische Studien verlegt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts war die Ausprägung als dezidiert geisteswissenschaftlicher Fachverlag, welcher der Verlag heute noch ist, dann endgültig vollzogen. Im Jahr 1993 mußten die Brüder Otto und Carl Winter aufgrund von Schwierigkeiten in der hausinternen Druckerei Insolvenz anmelden, der Verlag wurde noch im selben Jahr an das Firmenkonsortium »Heidelberger Verlagsanstalt (HVA)« verkauft und damit vor der Auflösung bewahrt. Im Sommer 2002 mußte dann gleichwohl der Mutterkonzern Insolvenz anmelden, mit der Konsequenz, daß der Verlag abermals verkauft und im Dezember 2002 neu gegründet wurde. Er firmiert seither unter dem Namen »Universitätsverlag Winter« und bezog im September 2003 neue Räume im historischen Stadtteil Handschuhsheim im Handschuhsheimer Schlößchen am Grahampark. Die Verlagsleitung hat seitdem Andreas Barth inne.

Der Verlag publiziert traditionellerweise sowohl sprachwissenschaftliche wie literaturwissenschaftliche Werke der Einzelphilologien, der Germanistik, Anglistik, Romanistik, Slavistik und Indogermanistik, und bedient darüber hinaus die klassischen geisteswissenschaftlichen Disziplinen, wie etwa die Philosophie, Klassische Philologie, Theologie, Judaica, die Geschichtswissenschaft und Musikwissenschaft. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden einige Standardwerke publiziert, die bis heute Referenzwerke in ihren jeweiligen Gebieten geblieben sind. Zu nennen wären hier etwa das in siebter Auflage vorliegende »Romanische etymologische Wörterbuch« von Wilhelm Meyer-Lübke, das dreibändige Kompendium »Griechisches etymologisches Wörterbuch« von Hjalmar Frisk oder der achtbändige Kommentar zu »Ovidius Naso: Metamorphosen« von Franz Bömer. Diese Grundlagenwerke, vornehmlich aus den Bereichen Klassische Philologie, Indogermanistik, Slavistik und Romanistik, bilden die Grundpfeiler des Winter’schen Programms und sind für das aktuelle Programm des Verlags von ungebrochener Relevanz. Das Programm des Verlags läßt sich zudem durch das Miteinander älterer, bis ins 19. Jahrhundert rückreichender wissenschaftlicher Periodika und aktuellster Forschungsplattformen charakterisieren, was sich anhand der zwölf Fachzeitschriften, die gegenwärtig erscheinen, gut demonstrieren läßt. So stehen den etablierten Fachorganen wie etwa dem über 100 Jahre alten »Euphorion«, der »Germanisch-Romanischen Monatsschrift« oder dem »Gymnasium« jüngste Zeitschriftengründungen wie etwa die 2012 erfolgte Gründung der zweimal jährlich erscheinenden literaturvergleichenden Zeitschrift »Comparatio« zur Seite. Auch bei den wissenschaftlichen Reihen stehen Neugründungen, zu nennen sind etwa die »Studien zur historischen Poetik«, die »Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik« und – pars pro toto – die »Studien zu Literatur und Erkenntnis« neben langjährigen, renommierten Reihen. So erscheinen mit den Reihen »Anglistische Forschungen« und »Studia Romanica« die deutschlandweit zwei ältesten, noch aktiven Reihen aus den Bereichen Anglistik und Romanistik im Verlag.

Die seit der Gründung bestehende enge Verbindung zur Heidelberger Universität dokumentieren unter anderem die »Schriften der philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften«, welche seit Gründung der Akademie im Jahr 1909 im Verlag erscheinen, sowie die Schriftenreihen der Hochschule für Jüdische Studien und des Marsilius-Kollegs, die ebenfalls der Verlag betreut. Die Vorlesungen aus der Heidelberger Poetikdozentur werden seit 2018 publiziert.

Seit der Neugründung im Jahr 2002 ist das Programm noch stärker auf die Einzelphilologien und literaturtheoretische Fragen ausgerichtet. Den Bogen zum Ursprung des Verlags schlagen die »Jahresgaben des Verlags«, in denen Originaltexte aus der Zeit von »Mohr und Zimmer« in kommentierten Reprint-Ausgaben erscheinen.