Das Enigma des Pikaresken/The Enigma of the Picaresque



Der Band positioniert das ‚Enigma’ als ein zentrales ethisches, ästhetisches und hermeneutisches Charakteristikum der Pikareske. ‚Enigma’ wird dabei weniger in der romantischen Tradition des Rätselhaft-Übernatürlichen verstanden, sondern leitet sich vor allem aus seiner antiken rhetorischen Konzeption als schwer auflösbare Allegorie ab. Davon ausgehend zeigen die Beiträge des Bandes, wie der pikareske Roman von den Anfängen in der Frühen Neuzeit über die Literatur der Shoah bis in die globalisierten Literaturen der Gegenwart durch die Nichtübersetzbarkeit satirischer Welt- und Selbstentwürfe in stabile ethische Interpretationspositionen bestimmt wird.

Dabei impliziert die Pikareske gerade keinen programmatischen Anti-Essentialismus, sondern betont die hochgradig prekären Verhältnisse, die ethische Systeme und ihre Lesbarkeit aus den Fugen geraten lassen. Anders als anhand ihrer episodischen und spielerischen Textoberfläche oft vermutet, ist die Pikareske daher nicht postmodern-relativistisch, sondern modelliert die oft eklatanten Widersprüche zwischen den moralisch-legalen Diskursen der Moderne und ihren sozio-ökonomischen Lebenswirklichkeiten.

 
 
 

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