Die Sinneswahrnehmung hat eine besondere Bedeutung für die anthropologische Forschung, weil sie die untrennbare Verschränktheit von Körper, Geist und Welt des Menschen gleichermaßen von ‚innen‘ wie von ‚außen‘ bezeugt: Introspektion und wissenschaftliche Analyse kommen darin überein, dass die Wahrnehmung den Menschen in der Welt situiert und ihm zugleich ein Bewusstsein seines In-der-Welt-Seins ermöglicht. Wie präformieren hirnphysiologische Prozesse das Ereignis der Wahrnehmung – und umgekehrt? In welcher Beziehung stehen die Phänomenalität der Wahrnehmung und die Realität des Wahrgenommenen zueinander? Wie verschränken sich Rezeptivität und Aktivität in der Wahrnehmung, wie der Gegenstandsbezug und die Kooperation mit anderen? Wie verkörpert sich die Art und Weise menschlicher Wahrnehmung in der Kultur und welchen Einfluss hat die Kultur auf die Wahrnehmung? Der Band bringt einschlägige Disziplinen der Wahrnehmungsforschung miteinander ins Gespräch über Kernfragen der ‚conditio humana‘.